Rückblick auf Artikel 1

Im Auftaktartikel unserer Serie „Psychologie der Nachhaltigkeit – Transformationsfähigkeit in Unternehmen gezielt fördern“ haben wir Marcel Hunecke‘s Konzept der sechs psychischen Ressourcen (Genussfähigkeit, Achtsamkeit, Selbstakzeptanz, Selbstwirksamkeit, Sinnkonstruktion und Solidarität) vorgestellt, mithilfe derer die individuellen Voraussetzungen für gemeinwohlorientiertes Verhalten gefördert werden können.

Wir sind der Frage nachgegangen, warum dies für Unternehmen interessant und wichtig ist. Unsere Erfahrung zeigt, dass Transformationsprozesse in Unternehmen die Mitwirkung aller Führungskräfte und Mitarbeitenden bedürfen. Coaching- und Entwicklungsprogramme, die bei den sechs psychischen Ressourcen der Nachhaltigkeitspsychologie ansetzen, unterstützen Unternehmen dabei, ihre Nachhaltigkeitsstrategie täglich umzusetzen, die Motivation von Führungskräften und Mitarbeitenden zu fördern sowie Sinnerfahrung und Potenzialentfaltung durch inneres Wachstum zu ermöglichen.

So fördern Genussfähigkeit und Achtsamkeit gemeinwohlorientiertes Verhalten

Heute stellen wir zwei der sechs psychischen Ressourcen, nämlich Genussfähigkeit und Achtsamkeit, genauer vor und zeigen anhand von Beispielen, wie diese in Unternehmen gezielt gefördert werden können.

Mit Genussfähigkeit ist die Fähigkeit gemeint, die eigene Erfahrungsqualität gezielt zu verfeinern und zu intensivieren. Der Schlüssel liegt darin, dass wir unsere sinnliche Wahrnehmungsvielfalt bewusst auskosten. Sind wir genussfähiger, dann können wir den Leitsatz „weniger ist mehr“ tatsächlich leben und empfinden dabei Freude. Durch die erhöhte Erfahrungsqualität rückt die Quantität in den Hintergrund. Dies lässt sich am Beispiel von Schokolade bestens verdeutlichen: Ein Stück dunkle Bioschokolade aus fairem Handel, das wir ganz bewusst mit allen Sinnen genießen und auskosten, bietet mehr Genuss als 5 Stücke Schokolade aus konventionellem Handel, die nebenbei gegessen werden.

In der unternehmerischen Praxis kann Genussfähigkeit auf unterschiedliche Weisen gefördert werden. Unternehmen können zum Beispiel ein gesundes, vegan-vegetarisches Bio-Mittagessen in der Kantine anbieten, das zum achtsamen Genießen einlädt. Eine weitere Möglichkeit sind Team-„Gehspräche“ im Freien, bei denen die Natur bewusst mit allen Sinnen wahrgenommen wird und zur Genussfähigkeit die Achtsamkeit dazu kommt. Denn die beiden gehen Hand in Hand: Sie sind eng miteinander verbunden und bedingen und verstärken sich gegenseitig.

Achtsamkeit ist die Fähigkeit, die eigene Aufmerksamkeit ganz bewusst auf den jetzigen Moment zu richten und wahrzunehmen, was ist, ohne zu urteilen. Dies ermöglicht uns, Gedanken, Gefühle, Körperempfindungen sowie unsere Mitwelt bewusster wahrzunehmen und mit der Zeit auch Handlungsmuster zu erkennen und diese schließlich zu unterbrechen (De-Automatisierung von Verhalten). Achtsamkeit bietet uns daher die Chance, mehr Mitgefühl für uns selbst, unsere Mitmenschen und die Natur zu entwickeln. Mit der Zeit entsteht ein Raum für neue, gemeinwohlorientierte Denkmuster und Verhaltensweisen.

Unternehmen können Achtsamkeit zum Beispiel durch eine kurze Meditation am Anfang eines jeden Meetings fördern. Aus unserer Erfahrung führt eine solche Einstiegsmeditation dazu, dass die Teilnehmenden besser mit sich verbunden und fokussierter sind. Ein weiteres Anwendungsfeld für Achtsamkeit ist die Kommunikation im Unternehmen. Kleine Methoden, die achtsames Kommunizieren fördern, können hier bereits große Wirkung zeigen. Ein Beispiel hierfür sind Meinungsrunden, bei denen ein Redeobjekt im Uhrzeigersinn herumgereicht wird. Wer das Redeobjekt hat, darf (muss aber nicht) sprechen, die anderen sind die aufmerksamen Zuhörer*innen. Wenn die Person alles gesagt hat, was sie/er sagen wollte, gibt sie das Redeobjekt weiter. So können sich alle entspannen und aktiv zuhören, weil klar ist, dass und wann jede*r dran ist.

Tatsächliche Umsetzung und regelmäßiges Üben

Die genannten Beispiele mögen vielleicht nichts Neues sein. Wir machen immer wieder die Erfahrung, dass die Herausforderung in der tatsächlichen Umsetzung und im regelmäßigen Üben liegt. Aus unserer Sicht ist es genau diese Praxis, die das Potenzial für persönliche Entwicklung und Organisationsentwicklung bietet.

Im nächsten Artikel beleuchten wir zwei weitere der sechs psychischen Ressourcen. Wir sind gespannt auf eure Resonanz. Welche Erfahrungen macht ihr mit Achtsamkeit und Genussfähigkeit? Welche Herausforderungen begegnen euch? Wir freuen uns auf den Austausch mit euch.

Am Dienstag, den 25.06.2024 von 8.00 – 9.00 Uhr bieten wir einen Online-Morgenimpuls zur „Nachhaltigkeitspsychologie für Unternehmen“ an.

Bei Interesse schreibe gerne eine E-Mail an isabella.klien@hut.eco. Detailbeschreibung und Zoom-Link werden rechtzeitig vor dem Termin bekannt gegeben.