Rückblick auf Artikel 3: Im dritten Artikel unserer Serie „Psychologie der Nachhaltigkeit – Transformationsfähigkeit in Unternehmen gezielt fördern“ haben wir Selbstakzeptanz und Selbstwirksamkeit genauer vorgestellt – zwei weitere der sechs psychischen Ressourcen basierend auf dem Konzept von Marcel Hunecke. Wir sind darauf eingegangen, was Selbstakzeptanz und Selbstwirksamkeit bedeuten, welches Potenzial sie für die Persönlichkeits- und Organisationsentwicklung in Richtung Nachhaltigkeit bieten und wie sie in Unternehmen gezielt gefördert werden können.

Heute widmen wir uns den letzten beiden Ressourcen, nämlich Sinnkonstruktion und Solidarität, und zeigen auch hier anhand von Beispielen, wie diese in der unternehmerischen Praxis angewendet werden können.

Sinnerfahrung in Unternehmen

Für die Mehrzahl von uns Menschen ist das Streben nach und Erfüllen von einem Lebenssinn ein wichtiges Bedürfnis. Bei der Sinnsuche versuchen wir, Tätigkeiten, Ereignissen und Beziehungen eine individuelle Bedeutung zu geben und aktiv Verbindungen herzustellen. Oft bringt uns die Sinnsuche mit den eigenen Zielen und Werten in Kontakt. Auf Phasen der Sinnsuche folgen im fortdauernden Prozess der Sinnkonstruktion Phasen der Sinnerfüllung. Hier erfahren wir sinnvolle Zusammenhänge und nehmen uns als Teile eines konsistenten Ganzen wahr. Die Erfahrung von Sinn wirkt sich positiv auf unser Wohlbefinden aus und stärkt Gefühle wie Zufriedenheit, Vertrauen und Zuversicht.

Für Unternehmen ist Sinnkonstruktion eine wichtige Ressource, da sich immer mehr Menschen eine sinnvolle Arbeit wünschen. Nicht erst seit „Purpose“-Unternehmen den Sinn ihres Wirkens ins Zentrum stellen, starten Unternehmen ihre Entwicklungsarbeit mit der Frage nach dem Unternehmenssinn. „Wozu gibt es uns? Welchen Beitrag leisten wir für ein gutes Leben für alle?“ In diesem Prozess laden sie ihre Mitarbeitenden dazu ein, ihren Lebenssinn und ihren Sinn in der Arbeit zu ergründen. Kennen diese ihr eigenes „Wozu“ und gehen mit dem Sinn ihres Unternehmens konform, dann können sie sich stimmig ausrichten. Das fördert ihre intrinsische Motivation und unterstützt sie beim nachhaltigen Handeln. Ein geteilter Unternehmenssinn stärkt die Verbindung untereinander und mit dem Unternehmen.

Solidarisches Handeln in Unternehmen

Eng verbunden mit Sinn ist Solidarität als letzte der sechs psychischen Ressourcen. Solidarität zeichnet sich dadurch aus, dass wir Verantwortung für soziale Gerechtigkeit übernehmen. Solidarisches Handeln richtet sich also nach Werten, die allen Menschen und der Natur zugutekommen, anstatt nur unseren persönlichen Interessen bzw. Partikularinteressen einzelner Personengruppen. Unser solidarisches Handeln wird durch unsere Überzeugung und unsere Erfahrung genährt, dass gemeinsame Ziele durch gemeinsames Handeln erreicht werden können („Wir schaffen das!“). Im gemeinsamen, werteorientierten Handeln erleben wir sozialen Zusammenhalt und damit einhergehend Zugehörigkeit, Sicherheit und Vertrauen.

In der unternehmerischen Praxis kann Solidarität als Ressource konkret gefördert werden, indem Räume für die Erforschung und Umsetzung dieses Wertes geschafften werden. Wichtig ist dabei, dass sich die Solidarität nicht nur auf die Kolleg*innen bezieht, sondern auf alle Berührungsgruppen des Unternehmens einschließlich des gesellschaftlichen Umfeldes. Wie kann Solidarität gelebt werden? Was bedeutet soziale Gerechtigkeit im Unternehmen? Beispiele sind eine faire Ausgestaltung der Arbeitsverträge, gegenseitige Hilfe bei Teamaufgaben oder die Unterstützung von Mitunternehmen. Sich gemeinsam für ein soziales Projekt zu engagieren, ist eine von vielen weiteren Möglichkeiten gelebter Solidarität.

Gegenseitige Verstärkung der einzelnen Ressourcen

Bei der Vorstellung der sechs Ressourcen wurde bereits deutlich, wie eng die Ressourcen zusammenwirken und sich gegenseitig verstärken. Wir können sie uns wie ein Ressourcen-Netz vorstellen. Dabei ist es egal, mit welchem Knotenpunkt des Netzwerkes wir beginnen, wir strahlen damit in die Verbindungen des ganzen Netzwerkes hinein. Im nächsten Artikel beleuchten wir weiter, wie sich die sechs Ressourcen gegenseitig verstärken und geben Einblick in unser Selbstexperimet bei humanistic transformations.

Wir sind gespannt auf eure Resonanz. Welche Erfahrungen macht ihr mit Sinnkonstruktion und Solidarität? Welche Herausforderungen begegnen euch? Wir freuen uns auf den Austausch mit euch.

Am Dienstag, den 25.06.2024 von 8.00 – 9.00 Uhr bieten wir einen Online-Morgenimpuls zur „Nachhaltigkeitspsychologie für Unternehmen“ an.

Bei Interesse schreibe gerne eine E-Mail an isabella.klien@hut.eco. Detailbeschreibung und Zoom-Link werden rechtzeitig vor dem Termin bekannt gegeben.